
Differenzierte Leistungsbewertung
Björn Nölte, Studienseminar Potsdam
Didaktische Begründung
1. Basis- und Erweiterungsteil
Kommentar:
Dieses Vorgehen ist besonders dann geeignet, wenn die Leistungsunterschiede in der Klasse sehr groß sind und sich leistungsschwache Schüler durch den Umfang der Gesamtaufgabe üblicherweise davon abschrecken lassen, überhaupt mit der Arbeit anzufangen. Allerdings funktioniert dieses Vorgehen auch nur dann, wenn die Schüler ihr Leistungsvermögen gut einschätzen können und nicht reflexartig und zu eilig alle Aufgaben erledigen möchten.
2. Zweispaltenarbeit
Kommentar:
Dieses Vorgehen muss mit den Schülern vorher gut geübt werden. Vor der Klassenarbeit sollte unbedingt eine Zwischenreflexion stattfinden, damit die Schüler ausreichend Rückmeldungen zu ihrem Leistungsstand erhalten (siehe die Bemerkungen zum formative assessment unten auf dieser Seite).
3. Notenvertrag
Kommentar:
Auch bei diesem Verfahren ist eine gründliche Vorbereitung der Schüler notwendig. Wenn sich die Schüler für ein Arbeitsprodukt entschieden haben, können Sie die Erledigungstermine so planen, dass sie sinnvoll in Ihre Sequenzplanung passt. Das Beispiel unten stammt aus dem Buch von D. Dinkmeyer: step. Das Buch für Lehrer/innen. Beltz 2012 und ist inhaltlich möglicherweise renovierungsbedürftig. (Es soll als Beispiel dienen.)
4. Gestufte Hilfen
Kommentar:
Sinnvoll ist dieses Vorgehen vor allem dann, wenn die Schüler zuerst auf eine Schlüsselidee kommen müssen, um die Aufgaben weiter zu bearbeiten. Dies kann z. B. die Übersetzung einer zentralen Textstelle sein, der Hinweis auf bestimmte Grammatikkonstruktionen in Latein, die Wahl eines Rechenansatzes in Mathematik oder ein Hinweis auf bestimmte Zeilen in einem Sachtext, wo die Kernaussagen des Autors besonders prägnant formuliert sind.
5. Offene Aufgaben - offene Kategorien im Erwartungshorizont
Kommentar:
Dieses Verfahren ist besonders nach einem Unterricht sinnvoll, der in Gruppen stattfand. Allerdings sollten sie vermeiden, diese Form der Leistungsbewertung dann anzukündigen, wenn sie wollen, dass jeder Schüler alle Inhalte vorbereitet.
6. Klassenarbeiten durch andere Leistungen ersetzen
Kommentar:
Diese Formen müssen durch Beschlüsse der Fachkonferenz abgesichert sein. Es ist sinnvoll, hier nach schuleinheitlichen Regeln zu verfahren.
7. Blog
Bewertungskriterien für die Blog-Mitarbeit
Qualität deiner Beiträge
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Vollständigkeit der Kommentare
Umfang der Beiträge
Wie sehr gehst du auf vorhandene Kommentare ein bzw. wie stark geht man auf dich ein (Zustimmung oder entgegengesetzte Meinung)?
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ZUSATZMATERIAL
Formative Assessment
Eine lernpsychologisch besonders wirksame Form der Differenzierung von Leistungsrückmeldung ist das sogenannte formative assessment (sinngemäß am ehesten übersetzbar mit "Leistungsbeurteilung im Prozess"). Im Gegensatz zum sogenannten summative assessment (Beurteilung am Ende des Lernprozesses) wird hierbei eine Rückmeldung während des Lernprozesses gegeben, und zwar bezogen auf einen erreichbaren Endzustand der Leistung und mit verbunden mit klaren Hinweisen zur Erreichung des Ziels. Motivation des Schülers und Wirksamkeit der Hinweise sind in dieser Form erheblich höher als bei der Beurteilung am Ende des Lernprozesses, an dem der Schüler die Rückmeldung nur zur Kenntnis nehmen aber nichts mehr verändern kann.
Im nachfolgenden Video erklärt Rick Wormeli den Unterschied von formative und summative assessment.